1. Sommerplausch in der Lenk (denk)
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1. Sommerplausch in der Lenk (denk)

Ausgangslage: Wohin in die Ferien, wenn das benachbarte Ausland vor Reiserestriktionen nur so strotzt, das Bundesamt für Sozialversicherungen Auslandf...

Ausgangslage:
Wohin in die Ferien, wenn das benachbarte Ausland vor Reiserestriktionen nur so strotzt, das Bundesamt für Sozialversicherungen Auslandferien partout nicht subventionieren will und insieme Zürcher Oberland aufgrund des Jahres 1 der Pandemie mit seinen Teilnehmerfrequenzen arg im Schrägen liegt und die IV sich überlegt, Subventionen zurückzufordern?

Genau – Frau plant eine «gmögige» Ferienwoche für alle Wildstrubel-Panorama-hungrigen Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung in der Ferienregion Simmental, genauer in der Lenk – denk!

Dieser wunderhübsche Ort, eingebettet in eine gewaltige Bergkulisse, welche vom Wildstrubelmassiv dominiert wird, verspricht Ferienvergnügen pur. Gäbe es nicht bereits zu hunderten Ferienprospekt-Fotos von Lenk – man käme nicht darum herum, welche zu schiessen. Berner Oberländer Chalets, nicht eines ohne die knallroten Geranien und Hängenelken vor den Fenstern, beschauliche Cafés mit Kuchen wie aus dem Zuckertraum-Schlaraffenland in der Auslage und Merengues, versinkend unter weissen Nidle-Riesengebirgen, reinrassiges Bio-Simmentaler Vieh wohin man schaut und überall das gmüetlichi «Grüessech» - hier wird die Heimweh-Schweiz zelebriert und zementiert. Unweigerlich schraubt man, kaum am Bahnhof Lenk angekommen, das gewohnte Zürcher Tempo um ein paar Zacken zurück.

Willkommen in der Wellnesswelt für Augen, Seele und Gemüt – dem idealen Entspannungsort für Pandemie geplagte Unterländer, mit und ohne Beeinträchtigung. Hier finden alle ihren Flow… früher oder später.

Samstag, 17. Juli
Nach Tagen des Dauerregens, welcher mit ununterbrochener Dichte die Schweiz langsam, aber sicher in eine Sumpflandschaft verwandelt, traut sich am Morgen die Sonne wieder aus ihrem Versteck. Ausgestattet mit einem grossen schlechten Gewissen scheint sie nun doch Willens, sich wenigstens für die kommenden Tage nicht vor ihrer Aufgabe zu drücken. Die eigentliche Reiseroute über den Brünig geht zwar den Bach runter und die Reservation der SBB ebenfalls, dafür entschädigt die überraschende Reise in der ersten Klasse von Zürich nach Bern.

So erreichen wir bereits recht erholt unser Ferienziel Lenk. Am Bahnhof gibts grossen Bahnhof mit Jazzcombo auf Wagen, die Füsse haben keine Chance stehen zu bleiben. Swingend besteigen wir das Posti Richtung Kuspo. Wir sind alle schon voll im Flow Modus.

Nur noch eine Aufgabe wartet auf uns nach dem Abendessen, vorstellen des Programms vom Sonntag und aufschreiben, wer wo mitmachen will.

Sonntag, 18. Juli
Man traut seinen Augen nicht – Sonne wohin man guckt! Die Unternehmungslust steigt von Minute zu Minute, das Frühstück hält uns definitiv nicht zurück. So wird ausgeschwärmt, die Gemütlichen ans Lenkerseeli und zu den Simmenfällen, die Verwegen auf den Bühlberg und mit dem Trottinett nach Adelboden.

Nach den Nachtessen wird die Müdigkeit mit Panaché und Cola weggespült, schlussendlich müssen sich alle Gruppen noch auf ihr Montagsprogramm einigen - erst dann winkt das Bett.

Montag, 19. Juli
Welche Wonne – diese Sonne! Da das Frühstück nicht mehr als am Sonntag zu bieten hat, sind alle schon um halb Zehn mit Rucksack, Turnschuhen, Sonnenbrille und dem unabdingbaren Simmentalpass ausgerüstet. Die Mutigen haben sich wie am Sonntag am Kuspo-Lunch-Päckli-Tisch mit Proviant eingedeckt. Uns hats definitiv zu viele Fliegen… zum Glück gibt’s den Coop. Unsere Gruppe zieht es aufs Leiterli, wir wollen den Wildstrubel aus einer anderen Perspektive sehen. Wir sind uns alle einig, selten haben wir einen Alpenrundgang so genossen! Florian und ich sind so euphorisiert, dass wir sogar den äusserst beschwerlichen Fussweg nach Lenk unter die Füsse nehmen. Wie es unseren Knies morgen gehen wird? Die Unternehmungen der anderen Gruppe sind aber auch nicht ohne! Tosende Wasserfälle besucht, Gletschermühlen gesehen und Käse in der Alpkäserei Iffigenalp degustiert.

Dienstag, 20. Juli
Heute lockt das Wonnewetter zum Mittagsgrillplausch am Lenkerseeli. Täusche ich mich oder sind alle froh, heute nur dem lockeren Herumhängen und Würste grillieren zu frönen?

Mittwoch, 21. Juli
Die Sache mit der Verpflegung – fein und günstig im Coop - hat sich offensichtlich herumgesprochen. Alle sind froh, die ewigen Rüebli und den fliegenbestückten Aufschnitt los zu sein. Die Gruppe von Mathilde und Helen haben so viel von der Iffigenalp geschwärmt, dass wir heute ebenfalls mit dem Posti auf die Iffigenalp wollen. Dass Lenk nicht Uster ist, merkt man spätestens beim Studieren des Postautofahrplans, Kuspo-Bahnhof – eine halbe Stunde warten – und dann erst Bahnhof-Iffigenalp. Dafür lockt die Sonnenterrasse des Hotels Wildstrubel zum Überbrücken der Pause. Spektakulär die Fahrt an den Iffigenfällen vorbei, eindrücklich die Wanderung Richtung Iffigensee.

Heute kehren wir dem Kuspo zum Nachtessen den Rücken, ab geht’s in die Pizzeria!

Donnerstag, 22. Juli
Wir spüren jeden Kochen – wie viele davon hat der Mensch? Es braucht Entspannung! Gibt es nicht diese tolle Badi, von welcher die Gruppe von Helen und Mathilde so geschwärmt haben? Mit Aussen-Whirlpool und grosser Liegewiese? Nichts wie hin. Und so geben wir uns dem Flow des Wassers hin. Eindrücklich auch der Tag der anderen. Die Gruppe um Hans und Thomas haben im Kuspo Fahrräder gemietet, Zweisimmen im Visier, Helen und Mathilde entschieden sich für eine Schifffahrt auf dem Thunersee und Paul und Ursula wanderten zu den «Sibe Brünne».

Freitag, 23. Juli
Kaum zu glauben, der letzte Ferientag ist da. Wir geben nochmals alles, um das Beste aus diesem Tag herauszuholen. Unsere Gruppe will unbedingt auf den Thunersee. Alle Versuche, sie zu einem nochmaligen Ausflug aufs Leiterli umzustimmen, scheitern. Wenn Thunersee, dann aber richtig. Das heisst mit der Bahn nach Thun, auf dem Raddampfer Blümlisalp bis Interlaken und mit dem Zug zurück nach Lenk. Dank einer Panne der Blümlisalp mitten auf dem See geniessen wir eine extrahalbestunde Thunersee. Dass dann auch noch die Bahnstrecke Interlaken-Spiez unterbrochen ist und wir mit dem Bus nach Spiez müssen, bringt uns etwas in Zeitbedrängnis. Denn heute Abend wollen wir spätestens um 18.30 zurück im Kuspo sein. Grillparty steht auf dem Programm.

Samstag, 24. Juli
Koffer werden gepackt, eine letzte Lunchpause am Lenkerseeli – die 1. Sommerplauschwoche in der Lenk gehört der Vergangenheit an.

Danke, liebe Sonne, dass du die ganze Woche für uns da warst, denn mit der Heimreise hat auch das Wetter wieder gewechselt. Regen empfängt uns in Uster.

Ferienbericht von Christina Froidevaux, Co-Leitung Sommerplausch Lenk

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Publikationsdatum 09.11.2021